von Anja Prösch
Lars, Lynn, Lou, Lotti und Lando.... das sind nur fünf von zur Zeit noch 18
Laborhamstern in der Vermittlung der Hamsterhilfe-Nord.
Aber fangen wir ganz von Vorne an...
Anfang des Jahres 2010 erreichte die Hamsterhilfe-Nord ein Hilferuf der Hamsterhilfe
NRW. Diese bat die Hamsterhilfe-Nord und die Hamsterhilfe-Südwest um
Unterstützung bei der Bewältigung eines Großnotfalles mit ca. 200 Laborhamstern.
Diese wurden in einem Labor in Hessen nicht mehr benötigt, da der Versuch, der mit
ihnen stattfinden sollte, nicht mehr durchgeführt wurde. Und so hieß es, 200
Pflegeplätze zu finden oder die Tiere in den Tod zu schicken.
Wie Sie sich vorstellen können war dies keine leichte Aufgabe... 200 Tiere einfach
mal so unterzubringen und das, wo das Jahr 2010 schon mit mehreren Großnotfällen
angefangen hatte. Alle Hamsterhilfen waren eigentlich voll bis unters Dach und
hatten keine freien Pflegeplätze mehr. Aber wir waren uns alle einig: Diese Tiere
hatten es nicht verdient „entsorgt“ zu werden und so startete die Operation „Rettet
die Labories“.
Für die Hamsterhilfe-Nord hieß das erst mal Platz schaffen.
Alle unsere Pflegestellen wurden aufgerufen zu prüfen, welche Kapazitäten sie noch
zusätzlich schaffen konnten, auch wenn sie alle schon voll belegt waren. Und so
wurden bei uns innerhalb von ein paar Tagen ca. 30 Plätze zusätzlich geschaffen
(Herzlichen Dank noch mal an alle unsere Pflegestellen).
Die Hamsterhilfe-NRW hatten als Erste ca. 100 Tiere übernommen, es folgte die
Hamsterhilfe-Südwest mit 20 Tieren und einige konnten von einer Helferin vor Ort
schon privat in gute Hände vermittelt werden. So blieben zum Schluss noch ca. 35
Tiere übrig.
Die Hamsterhilfe-Nord überlegte nicht lange und sagte für alle 35 Hamster zu, sie zu
übernehmen... für 5 Tiere mehr würde sich auch noch ein Platz finden. Es sollte und
durfte keiner zurückbleiben!
So nahm ich Kontakt mit der Helferin vor Ort auf, die die Labories aus dem Labor
abholen würde und dann an die jeweilige Hamsterhilfe übergab.
Für die Hamsterhilfe-Nord war der Weg, die Tiere direkt abzuholen, doch ein
bisschen weit, denn wir hätten über 400 km für eine Strecke zum Treffpunkt fahren
müssen. Aber im Tierschutz ist nichts unmöglich und so kam es, dass sich eine nette
Dame per Telefon bei mir meldete und ihre Hilfe anbot. Sie selber hatte einem
Laborie ein neues Zuhause gegeben und wollte nun helfen, dass alle in eine
glückliche Zukunft blicken könnten. Sie bot uns an, sich mit der Helferin zu treffen,
die Labories zu übernehmen und sich mit mir bei Kassel zur Übergabe der Tiere zu
treffen.
Gesagt, getan: Am 06. Februar startete die Rettungsaktion.
Es ging morgens in Bückeburg los. Treffpunkt war Guxhagen (unterhalb von Kassel)
um 11:30 Uhr auf einem Parkplatz. Nach ca. 2 Stunden Fahrzeit bei nicht allzu gutem
Wetter, bei Schnee und Eis, kamen wir am Treffpunkt an. Kurz umgesehen und
schon sahen wir einen Kleinwagen mit Laborkäfigen bepackt. Aha Bingo, das musste
unsere Fahrerin sein. Nach einer kurzen, aber herzlichen Begrüßung ging es ans
Umladen. Wir hatten im Großen und Ganzen ca. 30 Transportboxen mit Streu und
Notwendigem schon vorbereitet. Jetzt hieß es über 30 Hamster sichten und
umsetzen.
Gesagt, getan: Die Tiere waren immer noch in ihren Laborkäfigen untergebracht. 3 -5
Tiere auf einer Größe von ca. A3 ( 29,7 x 42 cm) mit einem Hauch von Streu und
zerrissenem Zeitungspapier als Nestmaterial.
Auf Grund der Haltungsbedingungen hatten wir mit vielen Bisswunden und anderen
Verletzungen gerechnet, aber die Laborhamster waren in einem relativ guten
Allgemeinzustand. Nach ca. 1 Stunde waren die Tiere sicher in unseren
Transportboxen verpackt und konnten einem neuen Leben entgegenblicken. Es
waren dann auch „nur“ 32 Notfellchen die uns übergeben wurden, da noch weitere
privat vermittelt werden konnten.
Nachdem wir uns von unserer Fahrerin verabschiedet hatten, machten wir uns auf
den Rückweg. Wie Sie sich vorstellen können, ist das mit all den Tieren nicht ganz
ohne und man hat immer in Hinterkopf: Hoffentlich passiert nichts. Aber alles ging
ohne Probleme über die Bühne und die Hamster haben ihre Rettung und den
Transport gut überstanden.
Als wir wieder Zuhause waren, wurden die Labories erstmals zu 100% kontrolliert.
Welche Verletzungen bei welchem Tier vorhanden waren. Stimmten die
Geschlechterangaben vom Labor usw. Nach der Kontrolle stand es fest, die
Hamsterhilfe-Nord hatte 11 Männchen und 21 Weibchen übernommen. Ein Hamster
süßer und lieber als der andere. Verletzungen hatten wir den Umständen
entsprechend wenige. Ein paar leichtere Bisswunden, ausgefranste Ohren, ein paar
Tiere hatten Milben, ein Männchen war auf einem Auge blind und ein Weibchen hatte
eine alte Verletzung am Auge welche noch durch eine OP behandelt werden müsste.
Aber alles halb so schlimm.
Nachdem ich die Tiere „sortiert“ hatte und schon mal schriftlich die Verteilung auf
unsere Pflegestellen vorbereitet, ging es an die nächste große Aufgabe. Die
Verteilung auf unsere Pflegestellen... Sie fragen sich jetzt sicher, warum das eine
schwierige Aufgabe gewesen ist. Nun, die Hamsterhilfe-Nord ist im ganzen Norden
Deutschlands tätig und auch unsere Pflegestellen verteilen sich auf mehrere
Bundesländer. Es war also nicht möglich sich einfach irgendwo zu treffen. Was
haben wir gemacht? Ganz einfach, einige von uns haben Fahrdienste übernommen.
Eine Helferin aus der Nähe von Bremen kam zu mir und hat 14 Hamster
weiterverteilt. Einige Tiere haben wir mithilfe von Mitfahrgelegenheiten (sind
eigentlich Mitfahrgelegenheiten für Menschen, die aber auf Anfragen auch gerne im
Tierschutz helfen) in die Pflegestellen gebracht und ich selber habe die Verteilung
der letzten 10 Hamster übernommen.
Die ganze Aktion lief viel besser, als wir alle es gedacht hätten.
Nur dann kam ein noch weit größeres Problem auf uns zu. Für die Labories neue
Heime zu finden und das gestaltete und gestaltet sich viel schwerer, als wir alle es je
erwartet hätten. Es scheint so, als hätten viele Menschen Vorurteile gegenüber
diesen Tieren. Sie scheinen Angst zu haben, sich den Wolf im Schafpelz ins Haus zu
holen. Aber diese Sorgen sind ganz unbegründet, denn mit den Tieren wurden keine
Tests durchgeführt. Sie sind vollkommen in Ordnung und sind, was uns alle
überrascht hat, einfach nur Traumhamster. Die meisten der Tiere sind sehr gut und
ohne Problem zu händeln, sie beißen nicht und haben auch kein auffälliges
Verhalten. Die Labories sind sehr liebe und aufgeschlossene Tiere, die Leckerchen
aus der Hand nehmen und ihrem neuen Körnergeber viel Freude bereiten würden.
Nur leider sind sie alle auch wildfarben, das heißt wir haben 32 Hamster, die alle
gleich aussehen. Viele Menschen wollen aber eher eine „besondere“ Farbe oder eine
Fellzeichnung, die sich von anderen Hamster unterscheidet.
Aber wir geben unsere Bemühungen nicht auf und versuchen jedem dieser Tiere
eine bessere Zukunft zu ermöglichen. In unseren Pflegestellen haben sie ein
liebevolles Zuhause auf Zeit gefunden, aber jeder Einzelne würde sich freuen, wenn
er vielleicht bald bei Ihnen Zuhause sein Unwesen treiben könnte.
Wenn Sie einen Laborhamster aufnehmen oder unsere Arbeit unterstützen möchten,
schauen Sie doch einfach in unserem Forum: www.Hamsterhilfe-Nord.de vorbei oder
melden Sie sich per Mail: info@hamsterhilfe-nord.de bei uns.
Diesen Artikel könnt Ihr hier downloaden! Klick